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Live ist Medizin
Foto: Sebel

Live ist Medizin

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Karoline Jankowski

Sarah Sparklz lebt Dorsten in Technicolor: Traumapädagogin, Festival-Galionsfigur, Reality-Teilnehmerin. Sie macht sichtbar, dass echte Resonanz nur im Miteinander entsteht.

Wenn Sarah Sparklz den Raum betritt, fühlt es sich an, als würde jemand die Sättigung hochdrehen. Immer ein wandelndes Kaleidoskop: bunte Tattoos von Disney bis Lara Croft, Haare, die jede Woche in einer neuen Farbe leuchten, Glitzersteinchen im Gesicht, dazu exaltierter Schmuck und Outfits irgendwo zwischen 90s-Nostalgie, My Little Pony, Meerjungfrau und Rave. Mal schrill, mal neon, oft freizügig – immer mit der Botschaft: den eigenen Körper feiern, statt ihn zu verstecken. Was andere irritiert, ist für sie schlicht Normalität. „Viele halten mich erst für verrückt“, sagt sie, „bis sie merken, dass ich mitten im Leben stehe. Ich kann Kind sein und erwachsen.“ Hauptberuflich ist sie Traumapädagogin bei der Dorstener Arbeit, dazu Fitnesstrainerin, Tattoo-Model, Festival-Promoterin, Organisatorin für Musikvideos, Sängerin und TV-Sternchen. Was digital sichtbar wird, wurzelt in echter Begegnung – egal ob in einer Jugendgruppe, auf einer Bühne oder zwischen den Neonlichtern einer Reality-Show.

Reality vs. Realität

Als Sozial- und Traumapädagogin arbeitet Sarah mit Kindern und Jugendlichen, deren Wunden selten sichtbar sind. Zuhören, Dynamiken erkennen, Gefühle aushalten – das ist ihr Handwerkszeug. „Man muss Probleme nicht sofort lösen, aber man kann sie halten“, sagt sie. Genau dieses Tool-Kit war auch im TV ihr innerer Kompass. In „Beauty & the Nerd“ etwa: Ihr Team-Partner sprach tagelang kaum mit ihr, reagierte erst, als sie zur „Beauty“ umgestylt wurde. Für viele eine demütigende Szene, für Sarah eine Lehrstunde in Gesellschaftslogik. „Das war für mich fast wie Arbeit: Ich sah sofort seine Abwehrmechanismen, sein schwaches Selbstwertgefühl. Nur – im Gegensatz zu meiner Arbeit – wollte er keine Hilfe.“ Hier liegt der Unterschied zwischen Realität und Reality: Die Probleme sind ähnlich, doch wo Klienten nach Lösungen suchen, werden sie vor der Kamera zum Drehbuch.

Ähnlich läuft es im Internet: Online provoziert ihr Auftreten oft direkte Häme. Offline – live – passiert das Gegenteil: Kinder zeigen auf sie und flüstern „Mama, die Frau ist eine Fee“. Ältere Damen sagen: „Sie machen meinen Tag schöner.“ Für Sarah ist klar, dass es dabei nicht nur um Ästhetik geht, sondern um Mut: „Viele Menschen trauen sich nicht, sie selbst zu sein. Wenn sie jemanden sehen, der selbstbewusst und -bestimmt lebt, löst das Bewunderung aus – oder eben Angst.“ Gerade diese Reibung macht sie zu einer Figur, die auffällt und nachhallt.

Antidot: Begegnung

Trotz digitaler Reichweite bleibt für Sarah klar: Das Wesentliche passiert offline. „Auf Festivals treffen sich Ärzte, Azubis, Arbeitsuchende – und alle sind gleich, wenn die Musik läuft.“ Begegnung, Offenheit, Komplimente im Vorbeigehen. Ein Resonanzraum, in dem soziale Grenzen verschwimmen – das ist für sie die Währung einer gelungenen Veranstaltung. In Dorsten lebt sie ruhig und zentral, inhaltlich aber immer unterwegs: von Metalcore-Konzerten bis Jugendkursen, von Disney-Nostalgie bis Halloween-Ekstase. „Ich lächle eigentlich jeden an. Ich will niemandem was Böses.“ Digital nutzt sie, um Sichtbarkeit zu schaffen, analog, um Nähe zu stiften. Am Ende geht es immer darum, dass Menschen besser rausgehen, als sie reingekommen sind – mit einem Lächeln, einer neuen Erfahrung, vielleicht auch nur mit dem guten Gefühl, gesehen zu werden.

Info
Sarah Sparklz

Insta: @sarah.sparklz
Tiktok: @sarah.sparklz

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