Im September diesen Jahres feiern die Dorstener Werkstätten ihr 40-jähriges Jubiläum. Die Einrichtung der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen ist ein Ort im Wandel, mitten in Barkenberg.
Arbeit ist menschliche Würde, nicht nur Broterwerb.“ Mit diesen Worten eröffnete Bürgermeister Tobias Stockhoff das erste Dorstener Wirtschaftsforum, das im Mai in den Dorstener Werkstätten stattfand. Rund 80 Interessierte folgten der Einladung von Wirtschaftsförderung WINDOR, Recklinghäuser Werkstätten gGmbH und weiteren Initiativen, um über Arbeitsmarktchancen für Menschen mit Behinderung zu sprechen. Stockhoff machte deutlich: Inklusion ist kein Randthema, sondern ein Menschenrecht und zugleich eine Antwort auf den Fachkräftemangel.
Gelebter Wandel
Ein Ort, an dem das längst Realität ist, feiert in diesem Jahr Jubiläum: Die Dorstener Werkstätten werden 40.Werkstattleiter Julien Corzilius ist mit 34 Jahren jünger als die Einrichtung selbst und bringt als „Quereinsteiger“ frische Perspektiven mit. In den letzten Jahren hat sich viel getan. Nach einem Brand 2018 wurde ein Teil des Gebäudes neu errichtet, zusammen mit einem modernen Barrierefreiheitskonzept, das Funktion und Gestaltung verbindet. Türrahmen in Kontrastfarben, Leitsysteme für Sehbeeinträchtigte, ergonomische Pflegeplätze. „Viele sehen nur ein schönes Gebäude, für uns bedeutet es echte Teilhabe."
Corzilius versteht seine Aufgabe als Brückenbauer zwischen Menschen, Systemen und Generationen. Und seine Haltung ist klar: „Menschen mit Behinderung sind nicht weniger kompetent. Sie brauchen das richtige Umfeld.“
Dafür steht auch das Bild vom „Pinguin“, das er gern nutzt: Ein Vogel, der an Land unbeholfen wirkt, im Wasser aber zum Hochleistungsschwimmer wird.
Arbeit, die passt – und Menschen, die aufblühen
Was das konkret heißt, zeigt sich im Alltag: In der Werkstatt arbeiten Menschen mit Behinderung in Bereichen wie Garten- und Landschaftsbau, Hauswirtschaft oder Textilien. Gleichzeitig steigt die Zahl derer, die sich in Außenarbeitsplätzen ausprobieren. Corzilius und sein Team begleiten sie eng, vermitteln Praktika, schulen Soft Skills und vernetzen sich mit regionalen Betrieben. „Wir bilden keine Astronauten aus“, sagt er schmunzelnd, „aber wir machen Menschen arbeitsfähig, Schritt für Schritt.“
Dass das Konzept aufgeht, bestätigen vor allem die Stimmen derer, um die es geht. Besonders Frank kennt sich damit aus. Seit 35 Jahren hat er in verschiedensten Einrichtungen gearbeitet, in Herten, Recklinghausen und schließlich Dorsten. Der 57-jährige sitzt zudem im Inklusionsbeirat Marl und setzt sich für aktive Teilhabe ein. Was er an der Werkstatt Dorsten am meisten schätzt? „Den kurzen Weg von meinem Zuhause“, sagt er und grinst. Thorsten ist 44 und arbeitet an der Rezeption. Glücklich berichtet er: „Ich bin stolz, dass ich hier richtig wichtige Aufgaben übernehmen darf.“ Lisa arbeitet seit sieben Jahren im Textilbereich und lobt die helle Werkstatt. Die 28-Jährige genieße zudem das nette Betriebsklima.
Elisabeth, 59, bringt es schlicht auf den Punkt: „Ich mag, was ich hier tue.“ Von Barkenberk Richtung Zukunft Im September wird gefeiert: 40 Jahre Engagement, Wandel und gelebte Inklusion. Und wenn es nach Corzilius geht, ist das erst der Anfang: „Ich wünsche mir, dass wir den nächsten Schritt gehen, hin zu einer wirklich inklusiven Gesellschaft. Und dass wir dafür nicht noch einmal 40 Jahre brauchen.“

Elper Weg 89
45657 Recklinghausen
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