Zum Inhalt springen
Weniger Rap, mehr Real-Life
Foto: Kleymann

Weniger Rap, mehr Real-Life

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Karoline Jankowski

Die Dorstenerin Christina Rieger hat mit dem Verwirklichen früh angefangen: In der Hochzeit der Emo-Phase gründete sie ihre Marke, die später als „Fuchsteufelswild“ Insignie einer Subkultur wird. Als Videoproduzentin etabliert sie sich als operative Kraft in der Musikindustrie.

Zusammen mit ihren Kollegen Phil und Kevin fängt sie an Konzepte für Kampagnen zu entwerfen, Musikvideos zu planen und umzusetzen. Irgendwo bei Jennifer Rostock fing es an, irgendwann steht sie mit Hühnern und einem Pferd im AsiaMarkt „…und Frauen, die im Kühlschrank tanzen. Wir durften uns kreativ ausleben und haben uns nicht bremsen lassen“, erzählt Christina enthusiastisch, „wir waren so voller Energie und Elan“.Eine wilde Achterbahn fahrt durch die Musikvideowelt beginnt: Bis in die frühen Morgenstunden hängen sie auf Pressspanplatten, basteln Steinzeit Controller aus Styropor und kleben Swarovski-Steine auf Basketbälle. Durch die Venen fließen Cortisol und Koffein um die Wette. Manchmal schläft man nur drei Stunden, aber das passt schon. Der Kunde soll zufrieden sein, vor allem ist der Anspruch an sich selbst aber hoch. Phil, Kevin und Christina haben ein Ziel: Es muss krass sein. 700 Liter Herzblut. Immer. Eigentlich, so zeigt es das Portfolio, läuft es astrein. Badmomzjay, Kool Savas, SSIO und Summer Cem – die großen Namen der RapSzene dekorieren die Vita, Requisiten aus den Videos das Büro. Christina erklärt: „Größere Projekte und Budgets bringen auch größere Erwartungen mit sich. An und von uns.“ Die „neue“ Generation stellt sich wiederum der Herausforderung, viel in weniger Zeit für weniger Geld zu tun, um sich zu etablieren. Der Kapitalismus streichelt alle beruflichen Nischen. Als Freelancer ist man unweigerlich darin verstrickt.

Business ohne Burnout

Was ist also die Konsequenz? Weitermachen, und sich irgendwann wie Zuckerwatte in Wasser auflösen? Oder, erklären sie, „aus Liebe zum Job die Weichen umstellen. Im Kopf und unternehmerisch“. Ein Klick auf die Website illustriert die Worte: Zwar gucken da immer noch Kool Savas und Tarek K.I.Z. aus dem Rechner, die Hall of Fame des Rap wird aber von einer anderen Sparte abgelöst: Brands. Snickers, Airwaves, Jägermeister. Aber auch: L’Osteria oder Lidl, die bürgerliche Mitte des Konsums. „Wir wollen unsere Expertise aus der Musikwelt umsetzen und neue Impulse schaffen, unsere Kreativität fördern und immer wieder das Unmögliche möglich machen“, erklärt Kevin. Wenn man, so viel Pathos hier auch triefen mag, seine Träume verfolgt, kommt man nicht umhin, in den Graubereich zwischen Hingabe und Resilienz zu geraten. Es gibt Kollateralschäden, die man einpreisen muss und das ist soweit auch ok. „Wichtig ist, dass man herausfindet, wo die subjektiven Grenzen liegen und, dass man sie zieht“, ist sich das Hush & HypeTeamunison einig.

Artikel teilen:

Mehr aus Ihrem Vest: